Mittwoch, 15. Juli 2015

Rollenbilder- Vater und Baby

Ich komme gerade vom Lunch mit einem Freund aus der Sprachschule. Und auf den nach Hause Weg habe ich ein wenig über unser Gespräch nachgedacht. Es ging ein wenig um Rollenbilder hier in Japan.

Kleine Erklärung. Er ist mit einer Japanerin verheiratet. Beide haben lange zusammen in den USA gelebt, sind aber seit einigen Jahren hier in Japan. Sie hat einen Job, er ist zur Zeit Student an der Language School. Und die beiden erwarten ihr erstes Kind. *wie toll!*
Nun ist es so, das er in September, wenn das Halbjahr vorbei ist, mit der Schule aufhören wird. Und natürlich kommt die Frage auf, was er denn machen werde danach. Die Konversation geht dann ungefähr so:
Irgendwer: Was machst du nach der Schule?
Er: Auf das Kind aufpassen.
Irgendwer: hahahaha Nein, wirklich jetzt, was wirst du machen?
Er: ?? Auf das Kind aufpassen.
Irgendwer: ohh.. 

Und das hat er inzwischen so oft gehört, dass er angefangen hat zu zweifeln. Aber er und seine Frau haben nochmals darüber geredet und es ist das einfachste zur Zeit. Und auch nichts worüber man zweifeln brauch. Sie geht nach der Babypause wieder arbeiten und er wird sich ums Kind kümmern. Weiter Japanisch lernen und sich Gedanken machen über zukünftige berufliche Situation. In Ruhe.

In Japan ist es nicht üblich das der Vater zu Hause bleibt und sich um das Kind kümmert. Oft herrscht noch dieses Bild: Mann und Frau heiraten. Mann geht arbeiten. Frau gibt Job auf (obwohl nur verheiratet). Sie bekommt Kind und kümmert sich darum. Mann immer noch beim arbeiten... ~schrecklich~ Wenn eine Frau schwanger wird, wird meistens ganz schnell geheiratet. Mit Babybauch. Ein Kind zu bekommen, obwohl nicht verheiratet.. pff ein NoGo. Alleinerziehende haben es immer noch sehr schwer hier in Japan. Oder Paare die nicht heiraten wollen. Oder nicht verheiratete Paare mit Kindern. (habe ich das schon mal hier gesehen/gehört.. ich glaube nicht)

Noch eine Geschichte von meinem Schulfreund, die sich während eines Geburtsvorbereitungskurses statt fand. Die Leiterin habe die Männer gefragt wer denn bei der Entbindung dabei sein möchte. Und die meisten haben wohl ungefähr so geantwortet: "時間あれば。。"(じかんあれば) "Falls ich Zeit habe, vielleicht.."   WTF?? Alter, deine Frau bekommt ein Kind!! Ich würde doch alles machen um dabei zu sein. Aber Arbeit scheint hier echt alles zu sein.. *traurig* Und auch traurig darüber das viele darüber lachen, wenn ein Mann sich um das Kind kümmern möchte und Frau arbeiten geht.
In der Nähe wo ich wohn, da gibt es einen großen Spielplatz. Wenn man dort in der Woche entlang läuft, sieht man auch nur Frauen mit Kindern.

Ich kann dieses Denken einfach nicht nachvollziehen. Und wenn ich dann noch höre das mein Freund sich schlecht gefühlt hat wegen sowas. Das macht mich echt traurig. Die Reaktion von Freunden und Familie aus den USA war ganz anders. Die haben einfach gesagt, "super , das ist großartig" und gut war's. Keiner hat gelacht. Weil es auch nichts zum Lachen gibt. Es sollte normal sein. Zwei Personen bekommen ein Baby, und je nach Situation sollte sich einfach entscheiden, wer denn aufpassen kann ums Kind. Egal ob Mann oder Frau! Ich habe mich jetzt extrem kurz gefasst. Ich könnte dieses Thema weiterführen und abschweifen in andere Gebiete, aber ich lasse es lieber. Und schreibe ab und zu einfach mal was drüber.
(Und ja, mir ist klar, das nicht jeder Japaner so darüber denkt. Aber auch meine Erfahrungen sind bisher so, das eine Großteil dieser Meinung ist.)

Mittwoch, 1. Juli 2015

Japanese Language School

So, es folgt nun endlich auch mal ein Rückblick auf meine Zeit bei einer Sprachschule in Japan. Leute die außerhalb von Studium, VHS-Kurs und/oder unbedingt in Japan Japanisch lernen wollen, sind bestimmt schon über die ein oder andere Internetseite einiger "Japanese Language School gestolpert. 
Zunächst zu den Gründen warum ich mich damals dazu entschieden habe. Der Liebe wegen. *haha - das war kurz und knapp*  Ok, nochmal etwas ausführlicher.. Meine Partnerin und ich hatten uns nach einigen hin und her dazu entschieden nach Japan zu gehen. Sie hatte ein gutes Jobangebot bekommen, Wohnung und Hund waren ja auch noch hier. Also warum auch nicht. Wie einige vielleicht wissen, ist es nicht das leichteste ein Visum für Japan zu bekommen. Zumindest nicht wenn man plant länger hier zu bleiben. Eine Jobsuche fand ich zu diesem Moment eher Zeitverschwendung. Denn mein Zertifikat als Kauffrau im Einzelhandel hilft mir bei der Jobsuche in Japan ungefähr genau so viel, wie ein bestandener JLPT N5. ~Also gar nicht!~ Ich hatte erst die Idee mit einem Work and Holiday Visa zu kommen. Meine Partnerin hatte mir dann vorgeschlagen auf eine Sprachschule zu gehen. Ich bekomme ein Visum, lerne die Sprache und wohne mit ihr in Japan. Also perfekt nicht wahr?? Also habe ich mich schlau gemacht. Geld, Anforderungen usw. Anforderungen waren soweit alle ok. Aber Geld... Es ist teuer! Im Durchschnitt 3000 € pro halbes Jahr. Dazu kommen noch Geld für Essen, Wohnung, Spaß, usw. Das war ein Grund, weswegen ich bis zum Schluss überlegt habe, ob ich es wirklich machen soll. Aber ich habe dann einen Kredit aufgenommen (bei einer Privatperson versteht sich, oder? ;)  Welche Bank würde so viel Geld einer Person geben, die ins Ausland möchte) 

Nun zur Schule:
Meine Schule gilt als relativ Streng. Statt, wie viele andere Schulen, 4 Stunden pro Tag, hatte meine 5 Stunden. Hausaufgaben sind nicht selten. Fehlzeiten, Verspätungen Teilnahme an Unterricht wird alles genau festgehalten. Hatte man einen Test nicht bestanden so musste man diesen Nachschreiben. Hat man, die Abschlussprüfung vom Halbjahr nicht bestanden, hatte man eine weitere Chance, wenn man wieder verhaut musste man Geld bezahlen um Privatunterricht zu bekommen und konnte somit im nächsten Halbjahr eine Klasse aufsteigen. Und wenn man nicht Zahlt, droht Sitzenbleiben. (Ich schreib das alles aber auch gerad ein wenig dramatisch.. Also wenn man sich etwas anstrengt war alles zu schaffen) Ich hatte mich mal mit einer Studentin einer anderen Schule unterhalten. Sie meinte die Lehrer kümmern sich wenig wenn Hausaufgaben nicht gemacht wurden usw. In meiner Schule musste man bei vergessen, in die Mensa und sie dort nachholen. Die Stunde wurde als fehlend eingetragen. Das Tempo meiner Schule ist auch recht schnell. Die ersten beiden Klassen gingen bei mir noch. Die dritte war eine Katastrophe und die vierte ging dann wieder. Aber das liegt natürlich an einem selber. Ich bin leider nicht so helle, bzw. weiß ich nicht wie ich mich Konzentrieren kann. - ohne Scherz - Ich beneide Leute die sagen "Ich lerne jetzt", schwupps setzen sich an Schreibtisch und lernen hoch konzentriert. Ich setze mich hin und meine Gedanken schweifen ab..
Zurück zum Thema. Also recht schnell ist das Tempo. Das was ich in Deutschland beim VHS-Kurs gelernt habe, hatte ich -ohne Scherz- in ungefähr 10 Tagen an der Sprachschule durch. VHS-Kurse sind l a n g s a m... 
Nun eher zu den guten Dingen. 
An meiner Schule gab es ein Tutor-Programm.Heißt, man hat bei Bedarf einen Ehrenamtler zugewiesen bekommen. Und mit diesem hat man dann einmal die Woche zusätzlich Konversation gelernt. Nicht nur Sprechen aber auch Fragen/Austausch von Kultur. Fand ich toll und habe ich gemacht. (Würde ich auch jetzt gerne noch haben wollen..) Schulaktivitäten: Speech-Contest, Charity-Run, Sporttag, Basar, kleiner Trip und vieles mehr. Das hat mir mit am besten gefallen. Ich war auch fast bei jeder Aktion dabei, die meine Schule gemacht hat. Meine Lehrer waren auch alle immer hilfsbereit und sehr nett. Natürlich hat man seine Lieblingslehrer aber allgemein waren sie schon alle toll. Und noch ein positiver Punkt, die Chance Freunde zu finden. Wobei auch einige Wege zu schnell auseinander gingen.. Studium, in die Heimat zurück gegangen... 

Ob es sich gelohnt hat? Ja, für mich schon. Ich bin in Japan, komme inzwischen im Alltag mit meinem Japanisch zurecht. -Nicht falsch verstehen, ich bin weeeeeeiiiit weg von flüssig Sprechen und perfekt verstehen. Aber für den Alltag reicht es aus. Was mir aber noch zu wenig ist. Und das ich nicht besser sprechen, lesen kann liegt nicht an meiner Schule, sondern an mir. Es gibt viele andere die mit mir angefangen haben und weiter sind... -
Wer von 0 auf JLPT N2 Level in 1 1/2 - 2 Jahre kommen möchte und genug Geld auf'n Konto hat, "Welcome to a Japanese Language School"! Ich kann es empfehlen. Aber es ist bestimmt nicht für Jedermann. Ich habe auch oft genug gejammert über die Schule mit anderen Schülern. Aber das lag vielleicht an unserem Alter, Erfahrungen und vielleicht sogar Herkunft(??)
Ziemlich langer Text, Sorry. Es gibt bestimmt einige Punkte die mir erst später einfallen.. Also wird es evtl. irgendwann ein kleinen Teil 2 geben.
Bye :)